Lesung – Der Metzger gräbt um
Dienstag, 26. November 2024, 19 Uhr
Festsaal der Medienmittelschule Neunkirchen
Willibald Adrian schlägt im Kleingarten Wurzeln und gräbt aus, was andere lieber unter der Erde wissen würden. Danjela Djurkovic macht den Metzger zum Gärtner. Nachdem des Metzgers Existenz nicht nur sprichwörtlich in Schutt und Asche gelegt wurde, ist es für ihn und seine frisch angetraute Danjela Djurkovic an der Zeit, neu aufzublühen. Und wo könnte man den zweiten Frühling besser erleben als in einer Kleingartensiedlung? Dachte sich zumindest Danjela. Der Metzger, eher Stadtpflanze als Erdwühler, fühlt sich zwischen Beeten und Gartenzwergen zunächst reichlich unwohl. Doch viel Zeit, sich mit der vermeintlichen Idylle anzufreunden, bleibt ihm sowieso nicht.
Zählt das noch als Tiefenentspannung? Denn anstatt slapstickwürdig über seinen Rechen, stolpert er na no na ned selbst imvermeintlichen Paradies übers Verbrechen. Und damit ist nicht etwa die Missachtungdes Gebots zur Kompostierung von Pflanzenabfällen gemeint, sondern eher, dass die Witwe Wiskozil angesichts ihres feurigen besser: unausstehlichen Temperamentsdann doch ein bisserl lang so mucksmäuschenstill im Whirlpool liegt. Was es damit auf sich hat, und wie es kommt, dass die Kleingärtner*innen im Schutze der Thujen offenbar nicht nur Gartengeräte untereinander tauschen all das erfährt der Metzger schneller, als das Unkraut in seinen Beeten nachwachsen kann.
Liebesgeschichten und Gartensachen – Selbst Kleingartengewächs, gibt Thomas Raab Einblick in einen mitunter skurrilen Mikrokosmos, in dem er jeden Grashalm kennt. Schnell lässt er seinen Metzger, Liebhaber von alten Dingen, von gutem Rotwein und seiner Daniela, erkennen, dass in der Kleingartensiedlung ganz eigene Gesetze gelten. Eigentlich ist der Metzger ein umgänglicher Zeitgenosse mit Hang zur Melancholie – der Rotwein! -, jetzt gerät er an seine Grenzen, weil man ihn in unbekanntes Terrain verpflanzt, das ihm dann auch noch um die Ohren fliegt.
Foto: Haymon Verlag